Bei welchen Patientengruppen wird ein Medikament eingesetzt und bei welchen Patientengruppen ist dieses Medikament wirksam? Um schneller über die Auswirkungen neuer Medikamente zu erfahren, startete IKNL gemeinsam mit Performation einen Prozess, um die Auswirkungen (neuer) Medikamente frühzeitig nach Beginn der Behandlung zu überwachen, zunächst für eine Art von hämatologischem Krebs als Pilotprojekt.
Ziel sei es, ein schnelleres Gesundheitssystem zu erreichen, erklären der Kopf-Hals-Onkologe Prof. Dr. Thijs Merkx (Radboudumc, Nijmegen), Vorstandsvorsitzender des IKNL, und der Internist-Hämatologe Dr. Ward Posthuma (Reinier de Graaf, Delft) und medizinischer Berater von IKNL.
In den letzten Jahren wurde das niederländische Krebsregister (NKR) in Absprache mit medizinischem Fachpersonal mit zusätzlichen klinischen Daten angereichert, um die Spiegelinformationen zu verbessern. Beim Einsatz neuer Ressourcen ist jedoch zusätzlich zu klinischen Studien ein schnelleres Feedback aus diesen realen Daten erforderlich. Aus diesem Grund hat IKNL das R(H)ONDA-Projekt (Realtime (Hemato-)ONcology DATa) gestartet.
Im Rahmen dieses Projekts arbeitet IKNL mit Performation zusammen, dessen Data Gateway, das in mehr als vierzig niederländischen Krankenhäusern installiert ist, einen sicheren Zugriff auf aktuelle Daten beispielsweise zu Krankenhauseinweisungen, Eingriffen und verschriebenen Medikamenten ermöglicht. Im Rahmen des R(H)ONDA-Projekts können diese Daten – anonymisiert – mit dem NKR verknüpft werden und so einen schnelleren Einblick darüber geben, welche neuen Ressourcen in der Praxis eingesetzt werden und welche Auswirkungen sie haben.
Bedarf an aktuellen Informationen
Verwalten Sie eine Gesundheitsorganisation optimal mithilfe von Daten. Das ist es, was Performance unterstützt. Insbesondere in den Bereichen Kapazitätsmanagement, Finanzen, Pflegeregistrierung und Managementinformationen. Das Data Gateway von Performation bietet Zugriff auf jahrelang aktuelle Gesundheitsdaten.
Die Frage ist nun, ob man daraus nicht auch lernen kann. „In den Niederlanden gibt es immer mehr Diskussionen über teure Medikamente: Können Sie ‚Managementinformationen‘ für das Sprechzimmer entwickeln?“ fragt Thijs Merkx. „Diese Frage kommt vom Ministerium für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport, dem niederländischen Gesundheitsinstitut, der EMA und den einzelnen Krankenhäusern. Es kommen immer mehr neue Medikamente auf den Markt: Was sind die Entscheidungspunkte darüber, ob ein Medikament (mehr) zugelassen wird oder nicht? Im Sprechzimmer besteht die Herausforderung darin, herauszufinden, wer Ihnen ein teures Medikament geben wird und wer nicht, warum und für wie lange. Der Onkologiepatient ist oft ein komplexer Patient mit manchmal vielen anderen Erkrankungen. Sie können alle Daten ein Jahr nach der Behandlung manuell erfassen, möchten diese Informationen aber lieber im Sprechzimmer haben, wenn der Patient vor Ihnen sitzt.“
Lernen aus dem Sprechzimmer
Um zu sehen, was in den verschiedenen Beratungsräumen passiert und ob wir daraus lernen können, wurde das Projekt R(H)ONDA ins Leben gerufen. In der Praxis werden immer mehr Arzneimittel in Kombination verabreicht. Merkx: „Die Frage ist auch: Soll alles, was möglich ist, ist alles, was möglich sein muss?“
Letztes Jahr haben wir den Bericht „Metastasierter Krebs vorgestellt“ veröffentlicht. Dies zeigt, dass bei Patienten mit metastasiertem Krebs in den letzten zehn Jahren ein Überlebensgewinn von nur einem Monat erzielt wurde. Und dafür wurden Milliarden Euro für teure Medikamente ausgegeben. Noch beunruhigender ist, dass sich die Lebensqualität der Patienten, die dieses Medikament erhalten haben, nicht verbessert hat. Wir sehen eine Wirkung dieser neuen, teuren Medikamente bei Melanom- und hämatologischen Patienten, aber selten sehen wir eine Wirkung bei metastasiertem Magen-, Dickdarm- und Leberkrebs. Wir können diese Diversität im Nachhinein feststellen, Sie möchten aber über aktuelle Managementinformationen verfügen. Nichts ist schwieriger, als in der Arztpraxis sagen zu müssen, dass jemand kein Medikament bekommt, wenn man keine Informationen darüber hat.“
Schnellere Informationen
Ward Posthuma denkt an das olympische Motto „Citius, altius, fortius“ – schneller, höher, stärker. „Wir haben die Daten bereits mit dem NKR angereichert, jetzt sind wir bei ‚citius‘ angekommen; können schneller auf diese angereicherten Daten zugreifen. Stärker bedeutet auch, die digitale Infrastruktur dieses Projekts rechtlich abzusichern und ordnungsgemäß zu etablieren. Das ultimative Ziel besteht darin, die Auswirkungen von Krebs zu reduzieren. Am IKNL haben wir beispielsweise in der Vergangenheit Daten des NKR genutzt, um einen Unterschied bei der Behandlung diffuser großzelliger B-Zell-Lymphome mit R-CHOP zu machen. Dies erfolgte alle zwei bis drei Wochen. Wir sahen, dass die Überlebensrate genau gleich war, aber es kam bei der zweiwöchentlichen Gabe zu viel mehr Neuropathie, und es war auch viel teurer, weil die Menschen Infektionen bekamen und häufiger ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Aber vorher blickt man Jahre zurück.
Jetzt wollen wir es schnell auf den neuesten Stand bringen, zum Beispiel beim Einsatz teurer Medikamente gegen Lungenkrebs mit all den verschiedenen auftretenden Mutationen. Ein weiterer Aspekt ist, dass eine randomisierte Studie aufgrund der oft strengen Einschlusskriterien auch einen Bias aufweist. Es ist besser, die gesamte Bevölkerung zu betrachten, und ein Projekt wie dieses kann schnell zusätzliche Informationen liefern.“
Effektiv nutzen
Performance sei ein natürlicher Partner, sagt Posthuma. „Das Unternehmen hat über das Data Gateway sicheren Zugriff auf Quelldaten in Krankenhäusern. Mit dem Data Gateway können sie alle Arten von Informationen in Echtzeit abrufen, bis zum gestrigen Tag. Wir werden dies mit den NKR-Daten verknüpfen, wodurch eine schöne Synergie entsteht. Wir haben kürzlich in einem Krankenhaus eine erste „Trockenschwimmen“-Sitzung organisiert, um den Einsatz von Daratumumab bei multiplem Myelom zu untersuchen, und es funktioniert. Über dieses Data Gateway wissen wir von gestern, welche Patienten es gibt und bei wem welches Medikament eingesetzt wird.
Letztlich möchte man das Tool effektiv und effizient nutzen, und dafür wird Big Data endlich etwas bringen. Es kommt auf kurzfristige Verbesserungen mit guten Informationen an.“ Merkx fügt hinzu: „Eine Rolle spielt auch, dass ein großer Teil der Onkologiepatienten heutzutage in mehreren Krankenhäusern diagnostiziert und behandelt wird.“ Auch daraus kann man lernen und die Vernetzung fördern.“
Dieses Projekt bringt nicht nur Vorteile für Ärzte und Patienten, sondern auch für die Gesellschaft. Merkx: „Man kann Medikamente effektiver einsetzen. Wenn etwas nicht wirksam ist, wissen Sie es früher und können früher aufhören.“
Quellen: Der vollständige Originalartikel „RHONDA: aktuelle Informationen zum Einsatz neuer (hämato-)onkologischer Wirkstoffe“ wurde im medizinisch-wissenschaftlichen Nachrichtenmagazin „Oncology Up-to-date“ veröffentlicht und kann online gelesen werden.
Foto Thijs Merkx: (© Femke van den Heuvel)
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